ENDLICH WIEDER TÜRKEI 30.07.2019 --- Lyrbotone-Kome
Gefrühstückt, in die Sonne gelegt bis 14.00 Uhr und dann ab nach Lyrbotone-Kome.
Diese antike hellenistisch-römische Stadt hatte ich schon vor Jahren gesucht und nicht gefunden. Heute habe ich die Gelegenheit sie endlich zu durchschreiten! Mittlerweile ist diese antike Stätte ein Forschungsprojekt der Universität Akdeniz und ist in Google Maps verzeichnet.
Das Auffinden gestaltet sich aber doch nicht so einfach, denn außerhalb der Grabungszeiten kommt man nicht so einfach hinein.
Ich fahre also wie Google es angibt bis zum Fuße des Berges auf dem Lyrbotone-Kome liegt und überlege mir nun, wie ich den Berg hinaufkomme. Einfach hochkrabbeln? Durch das kratzige Lorbeergebüsch? Ein paar Meter, dann endet der Weg. Ich meine einen Weg sehen zu können. Das kann aber auch eine Täuschung sein. Ebenso sehe ich ganz oben eine Öffnung im Gestein. Ich meine Mauerreste zu sehen. Das wäre ganz schön steil und felsig hinauf. Ich kann kaum glauben, dass das mein Weg sein soll. Aber natürlich liegt die Stadt ganz da oben. Warum im ungeschützten Hang?
Ich suche noch nach einer Lösung, da kommt ein Türke auf Motorrad angefahren und spricht mich an. Ich erkläre ihm, dass ich zu der antiken Stadt möchte und nicht weiß wie. Er will mir den Weg zeigen. Ich fahre ihm hinterher bis zu seinem Haus. Seiner Familie erklärt er, dass er mit mir zu der alten Stadt hinaufläuft. Seine Mutter bringt mir einen Strohhut. Ich soll ihn gegen die Hitze aufsetzen. Ich lehne dankend ab. Er würde mich beim Raufklettern auf den Berg nur stören. Denn genau das macht Shahim- so heißt der junge Mann, der die ganze Zeit eine Gebetskordel in der Hand hält- mit mir. Wir müssen zum Weg hinauf, erklärt er mir. Das ist nicht weit.
Es dauert nur 10 min, dann sind wir in der alten Stadt. Okay! Ich kann es nicht glauben, aber es stimmt. Nach ein paar Minuten sind wir auf einem tongeschotterten Weg und nach ein paar weiteren Minuten stehen wir vor den Gebäuderesten der alten Stadt! Ich kann meinen Augen kaum glauben. Ein staubiger Tonschotterweg führt sehr deutlich durch diese alte Stadt. Links und rechts liegen Gebäudereste von interessanter Ausprägung, Zisternen sind deutlich gekennzeichnet und zwischen den Gebäudetrümmern wachsen schattenspendende Pinien. Von Anfang an zieht mich diese Stadt in ihren Bann. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Kome bedeutet "Heim , erklärt mir Shahim. Das Dorf wollte eine Heimstatt für seine Bürger sein. Tatsächlich liegt Lyrbotone an der pamphylisch-pisidischen Grenze. Die Pisidier waren kriegslüstern. Die Lyrbotoner wollten Handel treiben und in Frieden leben. Vor allem lieferten sie Olivenöl nach Perge.Davon zeugen die vielen Ölmahlwerke, die verlassen in verfallenen Häusern von Lyrbotones Wirtschaft erzählen. In den gleichen Gebäuden finden sich auch Kornmahlwerke. Ein wenig weiter finden sich einige nahezu quadratische Gewölbebauten, die eine Bibliotheksgebäude nahelegen. Damit rückt Lyrbotone sichtlich in die pamphylisch-lykische Richtung.
In unmittelbarer Nähe findet sich eine Therme und direkt daneben eine riesige offene Zisterne mit Trennwand.
Überhaupt ist das Gelände durchzogen mit Zisternen und Brunnenlöchern, die aber meistenteils gesichert sind.
Es findet sich eine kleine Tempelanlage mit Säulenumgang und außerdem einem kleinen Brunnen im Inneren des Gebäudes. Er war möglicherweise Merkur, dem Gott des Handels, gewidmet. Oder ein schön gestaltetes Brunnenhaus, denn von einem Nymphäum ist nichts zu sehen.
Auf dem Ausgrabungsgelände werden viele Gebäude systematisch ausgegraben bis auf die untersten Fundamente.
An einer zentralen Stelle im Ausgrabungsgelände stehen Kiste übereinander getürmt mit Scherbenfragmenten. Und davor liegt ein riesiger Scherbenhaufen. Hier wird gelassen gearbeitet. Die Kisten stehen schon länger hier. Sommerpause?
Während wir stumm durch die tote Stadt gehen und in die verlassenen Häuser schauen, zirpen die Zikadenmännchen ihren ersten und letzten Sommerreigen so laut, dass ich kaum noch Shahim's Rufe höre, wenn er mir noch etwas Interessantes zeigen möchte. Nach anderthalb Stunden ist die Stadt im vorderen Teil angeschaut. Die Nekropolis habe ich noch nicht gesehen, aber Shahim will wieder zurück und das akzeptiere ich. Ich weiß ja jetzt, wie ich hierher komme.
Der Abstieg gestaltet sich schnell, nach 10 min sind wir wieder bei dem Schafstall und ein paar Meter später bei meinem Auto. Shahim stellt mir seine Familie vor, seinen Bruder, seine Schwester und seinen kleinen Sohn. Ein Glas kaltes Wasser trinke ich noch, gebe ihm etwas Geld für seinen Sohn und verabschiede mich vom Borussia-Dortmund-Fan Shahim.
Ich bin eine dreiviertel Stunde später wieder im Hotel, ziehe mich schnell um und gehe mit Joachim und den Kindern zum Abendessen. Ein schöner Tag geht zu Ende....
Blick über die Ebene von Antalya |
Ich freue mich, diese Stadt endlich gesehen zu haben |
Mit Shahim in der alten Stadt |
Vielleicht Bibliotheksgebäude? |
Zisternen oder Einstiegsöffnungen für die unterirdischen Qanare |
Brunnen im Tempelbezirk oder um Brunnenhaus |
Die steinernen Reste einer Olivenölpresse |
Der frühere Stadteingang. Eine Treppe führt noch hierhin... |
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