ENDLICH WIEDER TÜRKEI 31.07.2019 --- Sillyon mit Joachim

Warum einfach, wenn es auch kompliziert, geröllig und sehr steil geht?

Diese Frage stellt sich am frühen Morgen noch nicht, aber nachdem ich gegen 16.30 Uhr beschließe mit Jo eine kurze Tour nach Sillyon zu machen, ergibt sich einfach alles von selbst.

Wir kommen zügig in Sillyon an und finden auch direkt den richtigen Weg zum unteren Stadttor (das ich für eine Exedra halte aufgrund der Nähe zum Gymnasion), dem darunter liegenden Stadion und der Nekropole. Und dann natürlich die untere Stadtmauer... 
Sie ist immer noch mächtig imposant, wenngleich Erdbeben und Erdrutsche ihr schon ordentlich zugesetzt haben. Einer der Wachtürme reckt sich noch stolz in die Höhe- ein bißchen rissig durch die Erdbeben, die er bislang überstehen musste. Auch die Bastionen, die sich entlang der Wehrmauer finden, haben schon bessere Zeiten gesehen, erzählen aber immer noch von der Größe und der Wehrhaftigkeit der Stadt. Bedauerlicherweise weiß ich nicht mehr um den genauen Aufstieg zur Stadt. Lediglich, dass es einen Rampenaufstieg gibt, den man auch heute noch gut gehen kann. Man kommt dann durch das obere Stadttor auf das Plateau des Berges.

Joachim und ich nehmen einen anderen Weg, steinig, steil, am Hang hoch, Kletterei pur in der prallen Sonne. Der Schweiß läuft uns aus jeder Pore und wir machen mehrere Male halt, um zu verschnaufen, Wasser zu trinken und natürlich: um die schöne Aussicht über Antalya und das Umland zu genießen.

Mir wird der Weg immer unsympathischer, aber Jo kennt nichts. Er kraxelt den Berg hoch durch die Felstrümmer hindurch bis zu einem Tor, das wohl ursprünglich für Fußgänger eingerichtet war. Das belegen die vielen Marmorstufen, die uns auf diesem Weg immer wieder begegnen. Wo Erdrutsche nicht hinkamen, sind sie noch erhalten.

Oben angekommen, sind wir natürlich weit weg von den repräsentativen Gebäuden. Dafür stapfen wir durch die viele kleine Gebäude und sehen viele Zugänge zu der unterirdischen Wasserführung von Sillyon. Diese Zugänge sind nicht gesichert und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht aus Versehen einen unvorsichtigen Schritt macht. Mir dämmert langsam, dass wir nicht über Zisternen in dem Sinne laufen, obwohl wir da auch eine besonders große finden. Wir laufen erst einmal über die unterirdische Wasserführung. Sillyon hatte keine Aquädukte, die es mit Wasser belieferten, sondern ein unterirdisches Wassersystem, das von oben kontrollierbar und begehbar war. Ein sogenanntes Qanarsystem. Sehr raffiniert und extrem haltbar. Natürlich mussten in der Nähe auch Zisternen sein, in denen das Wasser zurückgehalten wurde. Wassermangel war der Tod einer jeden antiken Stadt.

Wir gehen noch ein Stück weiter, klettern durch Häuser, um Zisternen und Qanareingänge herum und dann sehen wir die Ruinen eines hellenistischen Gebäudes. Deutlich hellenistisch. Dahinter steht ein byzantinischer Kirchenbau, die leeren Fensterhöhlen schauen uns verlockend an. Allerdings hält uns das gestrüppige Buschwerk, die Machia davon ab, bei untergehender Sonne noch bis dahin zu klettern. Wir entschließen uns zum Abstieg und merken, dass die Tour den Berg hinauf doch ganz schön anstrengend war. Wir müssen den ganzen Weg wieder hinunter. Aber das klappt sehr gut. Müde und nass geschwitzt kommen wir unten an und marschieren zum Auto. 

Dort spreche ich einen Türken an, der gerade die Bar abschließt. Er erklärt mir, dass es noch einen anderen Weg auf die alte Stadt hinauf gibt. Ich frage ihn nach Fazle, der mich damals geführt hat. Er sagt mir, dass Fazle nach schwerer Krankheit gestorben ist. Das macht mich sehr traurig. War ein cooler Dude. Mir fällt die Apfelsine Sorte Washington ein, die er angebaut hatte und mit zu unserer Tour genommen hat.

Wir verabschieden uns von dem Türken, der uns freundlicherweise zu einem Tee oder Kaffee einlädt. Wir lehnen ab, denn die Kinder warten im Hotel. Ein anstrengender Nachmittag geht bei zwei Glas Bier zu Ende... Noch ein kleines Abendessen, die Kinder sind schon längst wieder auf ihren Zimmern und dann gehen auch wir schlafen.


Blick über Antalya

Der Wehrturm

Die Rampe-der angenehmere Aufgang zur Stadt

Das Gymnasion

Die Quelle

Das Gymnasion

Die untere Wehrmauer

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